MEDIKAMENTE ZUR DÄMPFUNG VON HUNGER UND APPETIT

Einige Patienten leiden während einer Diät besonders stark unter Hungergefühlen. Diesen Patienten kann man (bei entsprechender, passender Indikation) mit neuartigen Wirkstoffen, den so genannten „Glucagon-Like-Peptid-1-Analoga“ (GLP-1 Analoga) helfen. Bekannte Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind u. a.:

 

Die drei Substanzen sind aufgrund Ihrer blutzuckersenkenden Wirkung schon längere Zeit zur Behandlung des Diabetes Typ 2 (Altersdiabetes) im Einsatz. Dabei bemerkte man die hungerdämpfende Wirkkomponente zunächst nur als „Nebenwirkung“ und begann erst anschließend mit der Prüfung und Zulassung zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas.

DIE MEDIKAMENTE IM EINZELNEN:

erhielt schon 2010 als „Victoza“ die Zulassung zur Behandlung des Diabetes. Seit 2016 ist es unter dem Produktnamen „Saxenda“ für die Behandlung von Übergewicht und Adipositas EU-zugelassen.

ist unter dem Namen „Ozempic“ seit 2018 für die Diabetesbehandlung zugelassen und erhielt in einer höherdosierten Form unter dem Namen „Wegovy“ im Januar 22 die EU-Zulassung für die Anwendung bei Adipositas. In Deutschland ist „Wegovy“ seit dem 17. Juli 23 erhältlich.

ist in Deutschland unter dem Namen „Mounjaro“ bereits seit 2022 zur Anwendung bei Typ-2 Diabetes zugelassen. Unter dem Handelsnamen „Zepbound“ erhielt die Substanz im November 2023 die US-Zulassung für die Anwendung bei Übergewicht und Adipositas; die EU-Zertifizierung erfolgte im Dezember 2023. Mounjaro ist aktuell (März 2024) in Deutschland in den Dosierungen 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg und 10 mg erhältlich; höhere Dosierungen sollen folgen. 

Wirkweise:

Die drei Medikamente ähneln pharmakologisch einem körpereigenen Sättigungshormon, dem Glucagon-Like-Peptid-1 (GLP-1), welches bei Nahrungsaufnahme auf natürliche Weise ausgeschüttet wird. Es wirkt an Rezeptoren des Gehirns, der Bauchspeicheldrüse und des Magen-Darm-Traktes. Alle GLP-1 Analoga bewirken daher, genau wie das körpereigene GLP-1, eine Minderung des Hungergefühls und eine Verzögerung der Magenentleerung, wodurch das Sättigungs- und Völlegefühl gesteigert wird.

Viele Patienten haben aufgrund der positiven Presseberichte sehr hohe Erwartungen an diese Medikamente und erhoffen sich ein geradezu müheloses Abnehmen. Doch vor zu viel Optimismus sei gewarnt, denn GLP-1 Analoga ersetzen nicht eine Diät – eine signifikante Gewichtsabnahme ergibt sich nach wie vor hauptsächlich in Verbindung mit einer kalorienarmen Ernährung oder mit Sport.

ANWENdUNG BZW. APPLIKATION:

Liraglutid (Victoza, Saxenda) wird einmal pro Tag subkutan über einen Fertig-Pen (ähnlich einem Insulin-Pen) gespritzt.

Semaglutid (Ozempic, Wegovy) wird auch über einen Fertig-Pen verabreicht, jedoch nur einmal pro Woche. 

Tirzepatid (Mounjaro, Zepbound) wird ebenfalls einmal pro Woche gespritzt, jedoch nicht über einen Fertig-Pen, sondern über eine handelsübliche Insulinspritze.

Die Nadeln der Pens und der Insulinspritzen sind nur einen halben Zentimeter lang und so dünn, dass sie kaum mit bloßem Auge zu erkennen sind; die Anwendung ist so gut wie schmerzlos.

Nebenwirkungen:

Als sehr häufige Nebenwirkungen der GLP-1 Analoga kommen u.a. vor: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung sowie Unterzuckerung; häufig wurden auch Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Blähungen, Müdigkeit, Schwindel oder Bauchschmerzen beschrieben.

Gegenanzeigen:

Die Medikamentengruppe darf nicht angewendet werden bzw. wird nicht empfohlen bei:

  • Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffgruppe GLP-1 Analoga
  • Gleichzeitiger Gebrauch anderer GLP-1 Analoga 
  • Diabetes Typ 1 (juveniler bzw. insulinpflichtiger Diabetes)
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
  • Entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn)
  • Stark eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion
  • Schwerer Herzinsuffizienz
  • Diabetischer Augenerkrankung (Retinopathie)
  • Bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse oder anderer Drüsen
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Kosten:

GLP-1 Analoga sind nur bei schwerer Adipositas zulasten der Krankenversicherungen verordnungsfähig; das heißt, in den meisten Fällen müssen die Patienten die Kosten derzeit leider selbst tragen.

Die Präparate werden anfangs meist niedrig dosiert, um Nebenwirkungen zu minimieren, und dann von Woche zu Woche bis zu einer individuellen Maximaldosis gesteigert. Entsprechend sind auch die Kosten sehr variabel; sie reichen von ca. 80 € bis ca. 500 € pro Monat.

 

Bitte beachten Sie: die oben genannten Hinweise erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen nicht den Beipackzettel der Medikamente.